Merkblätter zur Restaurierung der überschweren Kräder BMW R75 und Zündapp KS 750.

 

Herausgeber:  ERSATZTEIL- DIENST   Hans-Peter HOMMES       D-41748   VIERSEN   Tiefenstraße 10       Tel. 02162 - 8100933

www.wehrmachtsgespann.de

134

 

Thema

Schaltprobleme

 


Verfasser

HANS - PETER HOMMES

 

Datum

© 2015
h-p hommes 
überarbeitet 2023

 

 

Zündapp KS750: Plötzlich fehlt der erste Gang.

 

Das Problem: Man fährt etliche Kilometer weit und nachdem man den Handschalthebel betätigt, weil der Kickstarter klemmt, fehlt plötzlich ein Gang oder man bleibt in einem Gang stecken.
So ist es mir ergangen, ich steckte nach mehren Kilometer Straße, etwas Gelände und einer kurzen Pause im vierten Gang fest.
Der Fußschalthebel ließ sich normal bewegen, allerdings machte die Ganganzeige keinerlei Bewegung und blieb auf dem unteren Anschlag in der Kulisse stehen.
Schalten war per Fuß war nicht möglich.

Ist das Zahnsegment rausgesprungen?
Oder krumm?
Zahnausfall?
Oder was ist da jetzt passiert?

Hilft ja alles nichts, also muss der Schaltautomat raus.
Fußrasten ab, Fußschalthebel und Fußbremshebel ab, Kanister unter den Seitenwagenrahmen und ein paar Minuten später halte ich den Automat in der Hand.
Der erste schnelle Blick hatte ergeben, das sich das Zahnsegment anscheinend versetzt hat und die Ganganzeige nicht mehr richtig mitlief wodurch ein Schalten so nicht mehr möglich war.
Anschließend den Handhebel auf den ersten Gang positioniert, den Automat auf den Ersten gedreht, die Schaltmuffen im Getriebe entsprechend in den ersten Gang gelegt und so alles zusammengebaut. „Da guckst du später in Ruhe nach, nicht mitten im Wald...“ sagte ich mir.
Ab Richtung Heimat.
Unterwegs noch schnell getankt, Kickstarter klemmt, Handhebel benutzt und weiter geht die Fahrt.
Allerdings nur bis in den Gängen 2-4.
Jetzt war alles andersrum.
An der Ganganzeige war die Eins jetzt der Leerlauf, die Drei der vierte Gang.
Schaltet man darüber dreht das Getriebe wieder frei. Ein zweiter Leerlauf nach dem Vierten Gang.

Es musste ja jetzt definitiv an der Getriebebetätigung des Handhebels liegen, bis dahin funktionierte alles einwandfrei.


Der Fehler:
Der erste Zahn des Zahnsegmetes war verschlissen drückte sich über den Zahnkranz des Schaltautomaten.
Dadurch wurde die gesamte Schaltung verschoben, so dass der tatsächlich eingelegte Gang nicht mehr mit der Ganganzeige übereinstimmte.
Der Handhebel schlägt dann an der Kulisse an und das Zahnsegment im Getriebe am Gehäuse.

 


So setzt man den Automaten richtig ein:
 

 

- Handschalthebel prüfen
Den Handschalthebel auf den ersten Gang stellen, nicht auf den Anschlag der Kulisse, sondern auf die Zahl 1.
Stimmt die Position des Hebels am Getriebe? Dieser muss senkrecht nach oben stehen.
Falls ggf die Position nicht stimmt, muss später die Stange nachjustiert werden.
Anschließend stellt man den Handhebel auf den vierten Gang, wieder auf die Zahl 4. Nicht an den Anschlag der Kulisse!
Das Zahnsegment darf nicht am Gehäuse innen anschlagen, muss knapp Platz haben und dass sowohl im 1. wie auch im 4. Gang.
Den Handhebel wieder auf die eins positionieren.


 

- Automat einstellen
Den Automaten im Uhrzeigersinn verdrehen und auf den ersten Gang stellen. Man merkt deutlich, wo die Rastpunkte in der Schaltwalze liegen.

Den Automaten kann man noch etwas über den ersten Gang bis zum Anschlag drehen. Dann weiß man ganz sicher, das man am Ende ist. Nun bis zum ersten Klick zurück.

 


- Schaltklauen positionieren
Die in Fahrrichtung hintere Klaue ist im Eingriff im Gangrad des ersten Ganges, die vordere steht in der Mitte.

 

Auf diesem Bild erkennt man auch den Fehler, der das Problem verursacht hat. Erst erste Zahn ist verschlissen und hat keinen richtigen Eingriff in den Zahnkranz des Automaten. So wurde der Handhebel nicht richtig mitgeschleppt und konnte z.T. über mehrere Gangwechsel nicht mitarbeiten. Wenn dieser dann irgendwo mittendrin wieder im Eingriff war, verhindern zum einen die Anschläge Schaltkulisse, zum anderen das Zahnsegmet selbst, das im Getriebegehäuse anschlägt, weitere Gangwechsel.


- Automat einsetzen
Den Automaten halb einsetzen, so das die Schaltgabeln gerade so in die Klauen greifen. So kann man noch prüfen, ob die Gabeln auch wirklich richtig stehen und man die Klauen getroffen hat.
Passt alles? Dann rein mit dem Automaten.
Wenn das Zahnsegmet des Handschalthebel richtig steht, rutscht der Automat ganz einfach hinein.

WICHTIG:
Die Hebelposition nochmals prüfen!


Jetzt noch das Führungsblech sowie die Fußschaltwelle einsetzen und den Deckel drauf. Hierbei ist darauf zu achten, das die Position des Zahnsegmentes stimmt, sowie der Stift des Führungsbleches auch zwischen den Kugeln im Deckel steht.

 


- Schaltung prüfen
Mit angehobenem Rad die Schaltung bei abgestelltem Motor prüfen.
Lassen sich alle Gänge mit dem Fuß schalten? Stimmen die Gangpositionen am Handhebel?

Nachdem die Position des Getriebehebels wieder richtig eingestellt wurde, funktionierte alles so wie gewohnt.
Das Getriebe ließ sich anschließend auch mit weniger Kraftauswand schalten und der Leerlauf wie von selbst einlegen.
Für meinen Teil habe ich mir seit dem abgewöhnt, den Handschalthebel zu verwenden.
Dieser ist in erster Linie als Ganganzeige und als NOTSCHALTUNG bei defektem Fußschalthebel konstruiert.

 

Dieses Bild erläutert den mysteriösen "Leerlauf" an diesem Beispiel, allerdings etwas anders dargestellt. Ich habe das Zahnsegment bewusst um einige Zähne versetzt in den Kranz des Automaten gesteckt. Hier möchte man gerade in den Vierten Gang zu schalten, das Zahnsegment unterbricht aber den Schaltvorgang indem es oben am Gehäuse anschlägt. Das Getriebe dreht frei, da keine Schaltmuffe im Eingriff ist.

 

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In dem Sinne: Allseits gute Fahrt!

Thomas

 

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