Merkblätter zur Restaurierung der überschweren Kräder BMW R75 und Zündapp KS 750.

 

Herausgeber:  ERSATZTEIL- DIENST   Hans-Peter HOMMES       D-41748   VIERSEN   Tiefenstraße 10       Tel. 02162 - 8100933

www.wehrmachtsgespann.de

  Nr.

70

Thema

Reisebericht Saharafahrt 2010

 


Verfasser

HANS - PETER HOMMES

 

Datum

© 2011
h-p hommes 
überarbeitet 2023

 

English version                                            

Mit sechs Zündapp KS 750 Wehrmachtsgespannen durch die Wüste Sahara

Die Fahrten mit unseren Wehrmachtsgespannen im Gebirge auf steinigen Wegen, zur Kristallrally nach Norwegen in Eis und Schnee im tiefsten Winter oder Geländefahrten in den heimischen Wäldern auf schlammigen Wegen hatten uns zu erfahrenen Geländefahrern werden lassen. Was gab es da sonst noch zu erobern was interessant sein könnte? Bernd war bereits mit seiner Yamaha in Tunesien und dort in der Wüste unterwegs gewesen und brachte einen neuen Gedanken auf. Lass uns doch mal mit unseren Wehrmachtsgespannen in die Wüste fahren und einen Teil der Sahara auf einer Piste dort durchqueren. Um ehrlich zu sein, Sandfahrten waren mir bisher immer ein Gräuel. Bei einigen Fahrten am Strand und in Dünen hatte ich mich erbärmlich festgefahren und dort wieder in Fahrt zu kommen bedeutet eine Menge Arbeit. So richtig wollte ich mich mit dem Gedanken nicht anfreunden, mich freiwillig in so einem Dauerarbeitseinsatz bei sengender Hitze zu begeben.

Irgendwann war es dann doch soweit, dass wir eine Reise planten. Das Zeitfenster war möglich im November-Dezember oder im März-April. Dann war dort das beste Wetter für unsere Reise. Mitfahren wollten spontan etliche, aber da wir eine erste Schnuppertour unternehmen wollten, um  festzustellen welche Möglichkeiten wir dort wirklich mit unseren Gespannen hatten, entschlossen wir uns die Gruppe auf sechs erfahrene Fahrer zu reduzieren, die bereits alle mehrfach mit ihren Gespannen an extremeren Fahrten teilgenommen hatten. Um die Ersatzteilversorgung zu vereinfachen, sollten nur Zündapp KS 750 eingesetzt werden.

Da war Bernd als jüngster Fahrer, der aber bereits mehrfach in der Wüste mit seinem Solobike Erfahrungen gesammelt hatte und die Fahrtenplanung und Navigation mit seinem Garmin Navi übernahm.

Charly, mit 73 der älteste Mitfahrer, der beruflich (Fremdenlegionär)  einige Zeit in der Wüste verbrachte und auch mehrere Fahrten mit Geländewagen dorthin unternommen hatte.

Alexandro aus Madrid, Manager bei der Telefonica, der uns auch ein Satellitentelefon mitbrachte und gut französisch spricht, was uns überhaupt die Verständigung mit den Tunesiern erst ermöglichte.

Ian aus Australien. Mit ihm habe ich bereits einige Fahrten in Australiens Blue Montains und im Regenwald unternommen. Ich fahre dann dort eine seiner beiden BMW R75 und wenn wir Fahrten in Europa unternehmen, bekommt er eine meiner Zündapp KS 750.

Torsten, aus Neubrandenburg. Er brachte einige Handfunkgeräte mit, die sich als sehr nützlich erwiesen, indem sie es uns ermöglichten, bei schwer passierbaren Pisten ein Gespann vorzuschicken und dann über Funk Hinweise zu erhaltenm wie dieser Abschnitt besser zu meistern sei.

Und ich Hans-Peter. Zuständig für die technische Betreuung und Ersatzteilvorsorge etc.

Unsere Anfahrt nach Marseille, unserem Fährhafen, erfolgte mit PKW und Hänger.
Diese parkten wir auf einem Campingplatz.

Unsere Hinreise erfolgte auf einer tunesischen Fähre. Da wir ja einen Abenteuerurlaub geplant hatten, wurden natürlich keine Kabinen gebucht. Der Raum mit den Schlafsesseln war unser Ziel. In einer Blitzaktion rollten wir schneller als alle anderen Geleichdenkenden unsere Matratzen und Schlafsäcke aus und okkupierten die Freifläche vor den Fenster als unser Terrain. Das Essen auf der tunesischen Fähre war einfach, gut und preiswert. Besonders fiel uns dies auf, als wir dann mit einer Französischen Fähre die Rückfahrt erlebten. Schlecht organisiert, unsauber und mit langen Schlangen vor den nur mit minimaler Personalbesetzung ausgestatteten „Restaurants“. Eine Pizza de Lux mit Analogkäse und Formvorderschinken, igitt igitt kotz würg, wie der Rheinländer dazu sagt. Wartezeit minimum 45 Minuten und als einziges Hauptgericht verfügbar für 22 Euro. Nein danke.

Bernd hatte uns vorgewarnt und so hatten wir uns entsprechend vorher mit Nahrung versorgt.

In Tunis angekommen erlebt man das erste Abenteuer, das sich Einreise nennt. Wer meint wir leben in Deutschland in einem Land mit viel Bürokratie wird hier eines besseren belehrt. Eine chaotische Grenzabfertigung, die aber in dem gesamten Chaos irgendwie doch ohne Probleme funktioniert. Ein paar Formulare hier ausfüllen, ein Stempel dort, nein nicht ein Stempel. Wichtig ist, dass man zwei Stempel  im Pass bei der Einreise und zwei bei der Ausreise nachweisen kann. Sonst stimmt was nicht. Einige Erklärungen, ein Visa und alles in einem für uns unübersichtlichen Durcheinander. Man braucht afrikanische Geduld und ist dann irgendwann nach einer letzten Kontrolle plötzlich entlassen aus dem System und fühlt sich echt befreit. Es war nun ca. drei Uhr und wir wollten noch bis zum Sonnenuntergang einige km abreiten, um unserem Ziel der Wüste möglichst schnell nah zu kommen.

Der Verkehr in Tunis ist etwas gewöhnungsbedürftig. Da wir den richtigen Weg fanden, ging es zügig raus aus dem stinkenden Gedränge und wir befanden uns bald auf der Autobahn Richtung Süden. Da Autobahngebühren zu zahlen sind, ist dort nicht so viel Verkehr wie auf der Hauptstraße. Auch wenn alles recht ungeordnet aussieht muss ich sagen, dass wir auf der gesamten Reise nicht den kleinsten Unfall sahen.

Bernd hob bei einem Stopp seine flache Hand gegen die Sonne und erklärte uns dann fachmännisch, dass es noch zwei Finger bis zum Horizont seien. Das würde bedeuten, dass in ½ Stunde die Sonne unterginge. Rund 250 Km hatten wir hinter uns gebracht. Es wurde also Zeit einen Schlafplatz zu suchen. In einigen Kilometer Entfernung sahen wir einen Salzsee mit Baumbestand. Wir warteten auf der Hauptstraße und Bernd erkundete die Gegend. Nach 10 Minuten hatte er eine entsprechende Stelle gefunden und forderte uns über Funk auf den Weg zum Salzsee zu nehmen. Fünf Gespanne am Wegesrand waren natürlich aufgefallen. Kaum hatten wir unseren Schlafplatz erreicht, tauchte ein alter Mercedes mit drei jungen Männern auf. Sie zeigten sich begeistert von unseren Gespannen und versuchten uns dann zu überreden, doch bei ihnen am Haus im nächsten Dorf zu zelten. Wir wollten das aber nicht und machten ihnen klar dass wir eine Reparatur vorzunehmen hätten und nicht mehr fahren konnten. Nun kamen die erste Frage nach Zigaretten und Bier. Wir bekamen sie den ganzen Abend nicht los. Erst nachdem wir ihnen unmissverständlich klar machten dass wir kein Interesse auf weiteres Gelaber hatten, zogen sie ab. Nicht ohne uns vorher noch ihre Adresse im nächsten Dorf gegeben zu haben und uns unbedingt morgen zum Frühstück erwarteten. Wir lernten daraus und bezogen in den folgenden Tagen immer erst unseren Zeltplatz wenn wir uns sicher waren, dass uns keiner folgen konnte.

Am Morgen starteten wir in aller Frühe und eilten unserem Ziel entgegen. Alexandro war mit seiner Motorleistung nicht zufrieden und ich fuhr probeweise ein Stück sein Gespann. Ich stellte fest, dass eine Zylinderkopfdichtung undicht war. Natürlich war es die rechte Seite. Wir stoppten und demontierten den Zylinderkopf. Wir stellten fest, dass er die obere Zylinderkopfschraube hinter der Zündkerze überdreht hatte und dass sich kein Gewinde mehr im Zylinder befand. Nach anfänglicher Ratlosigkeit fanden wir eine Lösung für das Problem. Wir demontierten auch den Zylinder, feilten das Gewinde gänzlich heraus und setzten von innen eine Schraube ein. Der Schraubenkopf musste zu 1/3 wegeschnitten werden um zu passen. Alles wurde wieder zusammengebaut und funktionierte für die gesamte Reise einwandfrei. Diese Reparatur  hatte uns einiges an Zeit gekostet.

Am Abend fanden wir einen schönen Platz in einem Akazienwäldchen.

 

Gegen Mittag erreichten wir dann unser angestrebtes Ziel Douz. Hier wurden alle Tanks und die Reservekanister vollgetankt, Wasser und Obst eingekauft und in einem der wenigen Restaurants aßen wir zu Mittag. Die Tunesier sind sehr freundliche und recht angenehme Menschen. Wenn wir von der Ausnahme der auf Touristen spezialisierten Typen absehen haben wir nur gute Erfahrungen mit den Leuten dort gemacht. Wenn wir in einem Dorf etwas kauften erhielten wir immer ohne langes handeln den gleichen Preis den auch die Einheimischen zahlten.  

Am südlichen Ortsausgang von Douz begann die Wüste Sahara. Mit Hilfe unserer GPS Navis fanden wir auch recht schnell den Eingang zu der Piste, die in die Wüste führte. Es gibt dort nicht wie man sich das so vorstellt eine Piste als eindeutigen Weg. Nein, es ist eine Vielzahl von Spuren die so generell in eine Richtung führen, sich wieder teilen, sich kreuzen oder irgendwann einfach enden.

Hier kann man sich nur mit dem Navi oder nach alter Väter Sitte mit dem Kompass orientieren. Die Piste in die wir einfuhren war gut 30 – 50 Meter breit.

Bernd fuhr vor und bereits nach einigen hundert Metern hing er in einem Sandfeld fest. Nur mit Glück konnte ich an ihm vorbeikommen und mich bis zum nächsten festen Grund durchwühlen.

Ian kam noch durch, aber die anderen steckten in regelmäßigen Abständen fest.

Nun begann das Schaufeln, Schieben und Ziehen.

Direkt zu Anfang sich mit fast allen Gespannen festzufahren war nicht sehr ermutigend für die noch vor uns liegende lange Strecke.

Nachdem die Gespanne wieder flott waren, wurde erst einmal beratschlagt, was wir wohl falsch gemacht haben. Das erste war, wir sind zu wenig aggressiv gefahren. Wir mussten mit mehr Schwung in das Sandfeld einfahren, die Geschwindigkeit musste beibehalten werden und es durfte kein Leistungsverlust entstehen, was bedeutete, 2. Gang und Vollgas. Dann waren wir in gewohnter Weise schön einer nach dem anderen in der gleichen Spur gefahren. Das durfte im Sand nicht sein. Jeder vertiefte die Spur weiter und der Nachfolgende lag bald mit dem Krad oder Seitenwagen auf dem Sand auf, was unweigerlich wie eine Bremse wirkte. Also jeweils versetzt und mit gutem Schwung fahren. Und siehe da, die nächsten 10 km liefen auch wie am Schnürchen. Ian und Torsten hatten noch nicht den Mut den Gasdrehgriff immer vollaufstehen zu lassen und hingen einigemal beinahe wieder bei einer Dünenquerung fest. Ian hatte aber als erster erkannt, dass es kurz vor dem Stehenbleiben sinnvoll ist, vom Krad zu springen und etwas Mitzuschieben bis die Karre wieder frei lief und auf Schwung gekommen war. So lernten wir jeder für sich die Dünen und den Sand zu bezwingen.

  

Als die Sonne zwei Finger vor dem Horizont stand beschlossen wir etwas abseits von der Hauptpiste einen Schlafplatz zu suchen. Bernd sondierte das Gelände hinter einer größeren Düne und erkundete, ob wir die Möglichkeit hatten auf die andere Seite zu gelangen.

Man glaubt es kaum aber mitten in der Wüste, hinter der Düne war ein schöner Lagerplatz und ein Brunnen.

Der bestand aus einem Schacht von ca. 8-10 Metern Tiefe und einem primitiven Dreibein aus Rundhölzern. Abgedeckt war das darunterliegende Brunnenloch nur mit einem alten Teppich. Wir erkannten, dass es ein Brunnen sein könnte an dem im einen Gestrüpp liegenden langen Seil und einem Ledereimer. Der Brunnen hatte jede Menge Wasser und wir nutzen dieses zu einer willkommenden Erfrischung. Trinken wollten wir es nicht. Es roch leicht nach Schwefel aber zum Duschen eignete es sich sehr gut.

    Koordinaten des Brunnens:

  33.382 846 N         09.053 836 3 E

 

 

 Bei unserer Fahrt waren uns einige Geländewagen und Solomotorräder begegnet. In der Wüste ist man selten allein. Bei der ersten Rast ca. 15 Km vom nächsten Dorf entfernt genossen wir die absolute Stille als hinter einer Düne eine alte Frau auftauchte, die Holz sammelte. Uns nicht beachtend zog sie weiter in die Wüste hinaus. Sie kannte sich aus, sie reiste ohne Navi und ohne Gepäck.

Am nächsten Morgen mussten wir die hohe Düne wieder überqueren und drei Gespanne hingen fest, da wir nur über die alte Spur wieder zurück konnten. Es fehlten immer nur 2-3 Meter um über den Kamm der Düne zu kommen. Ich hatte ein paar Sandbretter aus einer alten Multiplexplatte geschnitten. Nur ca. 20 cm breit und die Kumpel bemerkten lächelnd, dass man die immer noch für ein Lagerfeuer verwenden könne, weil die einfachen Bretter nicht so aussahen als würden sie Hilfe bringen können. Aber als wir sie an diesem Morgen zum erstemal einsetzten, waren wir erstaunt wie hilfreich dieser Meter Brett war. Das Seitenwagenrad wurde mit drei Mann aus dem Sand gehievt und ein Brett  untergelegt. Dann ein zweites vor dem Vorderrad platziert. Leider waren die Bretter, von denen wir sechs hatten um 20 cm zu lang, sodass sie nicht vor dem Hinterrad eingeschoben werden konnten. Der Fahrer stand neben dem Krad und legte den ersten Gang ein und zwei bis drei Mann schoben kräftig mit. Sobald das Hinterrad frei wurde, lief es auf das Sandbrett des Vorderrades und das Gespann kam so gut in Schwung, dass es weiterfahren konnte. Jeder hatte seine eigene Meinung ob mit oder ohne Differenzialsperre die Hindernisse besser zu durchfahren seien. Ich bin immer ohne Sperre gefahren und nur ein einziges Mal in einer Düne hängengeblieben. Der Luftdruck wurde von uns allen auf die hälfte reduziert, was merkliche Vorteile brachte. Ob mit Bridgestone oder mit Reifen der Münchener Oldtimer beide hatten ein gutes verhalten im Sand und wir konnten bei diesen reifen keinen unterschied feststellen.

Anstrengend war die Maloche auf jeden Fall, deshalb nutzen wir auch den frischen Tag. Sobald die Sonne aufging so um sechs, ging es los. Nachts sah man einen fantastischen Sternenhimmel, den es wohl nur in der Wüste gibt. Abends um 10 Uhr war dann nur noch das regelmäßige Schnarchen in den Zelten zu vernehmen.

Das Frühstück bestand zumeist aus Dosenbrot und Wurstaufstrich. Als Kocher hatte Bernd einen amerikanischen Benzinkocher mitgenommen von gehobener Qualität. Da aber eine neu eingesetzte Dichtung fehlerhaft war verwandelte sich der Kocher beim ersten Betrieb in einen Flammenwerfer. Torsten löschte ihn mit einer Menge Sand und Bernd war total verärgert, dass ein gutes Stück nicht mehr brauchbar war. Ich hatte noch einen alten russischen Benzinkocher mit. Unverwüstlich wie immer funktionierte die russische Einfachtechnik ab jetzt für alle. Abends kochten je 2 Mann ihr Essen zusammen. Was bedeutete, dass wir uns eine große Suppendose öffneten und  erhitzten. Beliebt war Texasfeuertopf oder Hammelragout mit Bohnen. Als abendliches Quasselwasser benutzten wir unseren Fahrwein. Fahrwein besteht aus 50% Rotwein und 50% Wasser. Wir hatten zwei Packtaschen mit einem Edelstahleinsatz und einem Wasserhahn so umgebaut, dass dort 11 Liter Fahrwein reinpassten. Um gemütlich in der Runde zu sitzen hatten wir alle einen Klappsessel mitgenommen. Etwas Komfort leisteten wir uns schon.

 

Irgendwann erreichten wir dann ein alte kleine Festung.

Ein militärischer Außenposten des tunesischen Militärs. Davor das Cafe Dessert.

Hier gab es Tee oder kalte Getränke. Die Piste bog in einem 90° Winkel vor einem großen Dünenfeld nach Süden ab. Diese Piste war eine harte Wellblechpiste und es machte wenig Spaß auf ihr zu fahren.

War der Sand bisher mehr hell beige, wurde er nach der nächsten Biegung nach Osten in die Dünen nun Afrika beige wie unsere Gespannfarbe. Dieser Sand war noch feiner. Zum Vergleich dazu ist in einer Eieruhr Geröll eingefüllt. Einige Solofahrer standen am Pistenrand vor einem Dünenfeld und starrten uns ungläubig an als wir freundlich grüßend an ihnen vorbeidonnerten. Bernd verschwand über die erste Düne und ich gab Gas um ihn nicht zu verlieren.


Jetzt begann für mich völlig unerwartet eine der schönsten Fahrabschnitte. Es ging nur rauf und runter im gelben Sand der Dünen. Immer nur die nächste Düne zu erklimmen war das Ziel. Es war wie ein Rausch. Immer die Angst die Düne nicht zu schaffen und dann die Freude oben zu sein. Aber da war die nächste Düne bereits im Visier. Du fährst die Düne herunter und unten ist in der einzigen möglichen Fahrtrichtung ein Absatz so hoch wie eine kleine Gartenmauer. Bremsen geht nicht, dann schaffst du den Aufstieg nicht. Also voll auf den Sandwall losgefahren, eingetaucht in den Sand und wieder die Düne hoch. Da pulsiert das Adrenalin. Die Fahrt dauerte nur 10 Minuten aber es war für mich eins der tollsten Erlebnisse dieser Reise.

Da sich hier nicht immer die Möglichkeit ergab eine andere Fahrspur zu nehmen als die der Vorausfahrenden, hatten es die letzen Gespanne ungleich schwerer und so hing dann auch der letzte, es war Torsten, an der letzen Kuppe der Düne fest. Mit Hilfe von uns allen wurde sein Gespann auf eine kleine Freifläche zwischen den Dünen geschoben. Von hier aus hatte er die Möglichkeit anzufahren und mit Schwung die Düne zu überqueren. Da es nur einige Meter waren, die er zur Verfügung hatte, konnte er nur im 2. Gang anfahren, da für ein Umschalten keine Zeit blieb bevor er die Düne erklimmen musste. Hier zeigte sich das gute Drehmoment im unteren Drehzahlbereich der KS 750. Auch wenn es die BMW R75 Fahrer nicht gerne hören aber ein BMW R75 wäre in den Dünen kraftlos mehrfach im Sand versackt wo eine KS 750 noch kraftvoll weiterkommt. Alle KS 750 Gespann haben bei den schnellen Fahrten in den Dünen einige Sprünge absolvieren müssen, sodass die Vordergabel soweit einschlug, dass der unter Lenkkopf bis auf das Schutzblech durchschlug. Bei einer BMW hätte das die Telegabel verformt ohne Ende.

Von hier ging es dann zum nächsten Dünenfeld wo wir auch übernachteten und am nächsten Tag über eine teils mehr als 100 Meter breite Piste in Richtung Ksar Ghilane  -  einer Oase – fuhren, die unser Etappenziel war. Dann kurvten wir wieder stundenlang durch ein verwinkeltes Dünenfeld und kreuzten wie ein Segelschifft gegen den Wind um die Dünen, die wir nicht überqueren konnten oder wollten, da diese zu steil waren und die Gefahr bestand, dass wir uns dort eine Menge Arbeit aufhalsen würden, wenn wir dort stecken blieben.

Unser GPS sagte am nächsten Mittag, dass es nur noch 6,3 Km bis zur Oase seien.

Links sahen wir die alte französische Befestigung „Colonne Leclerc“ von Ksar Ghilane und voraus zwei versetzte hohe Dünen zwischen denen wir hindurch mussten. Bernd fuhr mit viel Geschwindigkeit die Düne hoch und drehte dann so nach links ein, dass er zwischen beiden Dünen hindurch gelangte. Auf einer kleinen freien Fläche hinter den Dünen konnte er anhalten. Er schaute sich das davorliegende Gelände an und meldete uns über Funk, dass der nächste, es war Torsten, kommen solle. Bernd hatte eine S-förmige Spur zwischen den Dünen gezogen der Torsten folgen solle. Torsten schaffte es auch bis kurz vor dem Abfall der Düne und hing dann fest. Es fehlte einfach der Schwung, um den tiefen Sand bergwärts zu bewältigen. Die Spur war jetzt auch total tief eingefahren. Es war in der Mittagshitze nicht leicht das Gespann wieder flott zu bekommen. 

Von Bernd kam über Funk die Mitteilung, der feste Standplatz biete keine Möglichkeit mehr, dass noch ein Gespann dort sicher stehen könne. Wenn der nächste Fahrer die Düne schaffen sollte, solle er sofort versuchen weiter zu fahren bis zu einer sicheren Standfläche. Ich war der nächste und ich sah keine Chance in der gleichen Spur die Düne zu erklimmen. Ich entschloss mich dann, nicht die die bremsende S-Spur zwischen den Dünen hindurch zu fahren sondern in gerader Linie die Düne in einer neuen Spur versuchen zu überqueren. Ich fuhr rückwärts so weit auf der festen Fläche zurück und startete mit heulendem Motor im zweiten Gang mit Vollgas die Düne hinauf und schaffte es. Erstaunt blickten mich die Kumpel an als ich drei Meter über ihnen auf der Dünenspitze auftauchte. Ich war aber nicht weniger erstaunt es geschafft zu haben. Vor mir ging es nun drei Meter wie an einer Bahndammböschung herunter auf die vorhandene Spur. Viel überlegen konnte ich nicht mehr denn wie von selbst ging es im Sturzflug hinunter in die vorhandene Spur. Der Schwung reichte aus um die KS wieder zu beschleunigen und über die nächste, die nächste und endlos weiteren Dünen zu bringen. Der nächste freie Platz wo ich gefahrlos halten konnte war ca. 2 Km weiter. Es waren noch drei weitere Gespann über diese Düne zu bringen. Ich sah meine Kumpel erst vier Stunden später wieder.

Alexandro hatte versucht den gleichen Weg zu nehmen, aber da war schon meine Spur und er versackte kurz vor der Kuppe.

Charly nahm die alte S-Spur und hing ebenfalls fest, er bekam Sandbretter untergeschoben und es geschah was keiner erwartet hatte. Er startete, setzte sich auf sein Gespann und fuhr einfach los und schaffte es über die Düne.

  

Ian hatte nicht den richtigen Weg gefunden und fuhr sich mehrfach fest. Die Kumpel waren nach mehrstündigen Schuften in der Hitze total am Ende mit ihren Kräften und erst mit Hilfe einiger Holländer gelang es, auch das letzte Gespann wieder auf die Piste zu bekommen. Ich befand mich am anderen Ende des Dünenfeldes und stoppte eine Touristengruppe, die mit ihren Geländewagen diese Piste befahren wollte. Sie fuhren von der Oase aus einmal diese Strecke durch das Dünenfeld und dann wieder zurück. Wenn eins dieser Fahrzeuge auf der Piste einem unserer Gespanne begegnet wäre hätten beide nicht aneinander vorbei gekonnt und das hätte für uns wieder bedeutet, dass wir erneut ein Festhängendes Gespann auf der Piste hatten.

 

Über Funk meldete mir Bernd wann wieder eins unser Gespann auf die Piste konnte und ich verhinderte dann, dass ein anderes Fahrzeug in die Piste von meiner Seite einfuhr.

Alexandro war auf der Piste stecken geblieben und ein folgender 40tonner MAN nahm ihn an den Haken und schleppte ihn bis zu meinem Platz. Die holländische Gruppe fuhr mit 3 MAN Spezialfahrzeugen, die vor Jahren für die Rally Paris Dakar ausgerüstet waren durch die Wüste. Ein 4-, ein 3- und ein 2-Achser. Riesige Geräte die keinerlei Probleme mit jedweder Düne hatten. Irgendwas mit 600 PS und 13 Liter Hubraum und einem Tank von 8000 Liter Diesel. Nette Leute und sehr hilfsbereit.

Die Oase vor Augen nahmen wir das letzte lange Dünenfeld, indem noch zwei Geländewagen mit Touristen fest hingen, in Angriff. Nun hatten wir bereits genügend Erfahrung und wir schafften es mit allen KS 750 das Dünenfeld zu durchqueren. In der Oase angekommen erwartete uns eine andere Welt. Bäume, Grün und mehrere Campingplätze die mit Geländewagen belegt waren und ein natürlicher kleiner See der von einer Warmwasserquelle gespeist wurde. Wie suchten uns einen Lagerplatz in dem angrenzenden Wald, bauten unsere Zelte auf und begaben uns in eins der kleinen Cafes um einen Tee zu schlürfen. Danach ein erfrischendes Bad im Warmwasserpool. Leben konnte schön sein. Von allen wurden wir bestaunt, wie es möglich war mit solchen alten und kuriosen Geräten die Wüste zu durchqueren.

Mein Sattelgestell des Fahrersattels war gebrochen und wurde auf einem der Campingplätze geschweißt. Torstens Fußbremshebel saß lose auf der Welle und verhinderte ein vernünftiges Schalten. Wir setzen einen neuen Fußschalthebel mit guter Verzahnung auf und das Schalten funktionierte wieder. Charly wechselte seine Zündkerzen, da er Zündaussetzer auf dem letzten Stück hatte. Bei Bernd hatte sich der Fliehkraftversteller gelöst, was eine dauerhafte Frühzündung bewirkt und den Motor übermäßig heiß werden ließ. Ians Motorrad verlor Öl am Zündmagnet. Eine Überprüfung ergab, dass  der Magnet lose war.

Als wir am nächsten Tag die Oase verließen, tankten wir unsere Gespanne an einer Kanistertankstelle auf. Die Tanke war eine Hütte vollgepackt mit Plastikkanistern mit Benzin. Ein barfüßiger Araber füllte uns die Tanks voll. Der Preis war um 30% höher als normal aber das war hier voll zu akzeptieren.

Am Horizont sahen wir die holländischen LKWs wie Schiffe geradlinig über die Dünen entschwinden. Sie benötigten keine Piste.
Wir folgten der Piste hinaus aus der Oase in die Wüste hinein und fuhren ab jetzt wieder in Richtung Norden der Heimat entgegen.
Es wurden noch einige aufregende und abwechslungsreiche Tage.

 

Der Verbrauch lag auf der Straße bei 6,5 Liter auf 100 km und in der Wüste bei 18 Liter auf 100 km.

Der Ölverbrauch lag bei unseren Gespannen zwischen 0,7 bis zu 1,8 Liter/1.000 KM

Alle Motoren waren mit Gleitgelagerter Kurbelwelle ausgestattet nach unserem System.

Resümee:

Die Zündapp KS 750 ist geeignet für eine Wüstendurchfahrt.

Der Seitenwagen sollte so wenig wie möglich belastet sein.

Jedes Kilo zählt wenn man das Motorrad aus dem Sand schieben muss.

Um ein Gespann aus dem Sand zu befreien sind mindestens vier Mann notwendig.

Sandbleche sind sinnvoll und oft die einzige Möglichkeit um ein Gespann wieder auf Trab zu bringen.

Einen vernünftigen Wagenheber, um auch das Hinterrad aus dem Sand zu hieven, würde ich bei einer nächsten Tour immer mitnehmen.

Ein Begleitfahrzeug, was die schweren Lasten wie Wasser, Benzinkanister und Ersatzteile transportiert und auch bei Bedarf Schlepphilfe bei einem festgefahren Gespann leisten kann, würde den Mitfahrern  viel Arbeit ersparen.

 

Wir waren uns alle einig. Diese Fahrt war ein echtes Abenteuer und trotz aller Anstrengungen und Mühen hat keiner bereut, daran teilgenommen zu haben.
Es war für mich nicht das letzte Mal, dass ich in der Wüste war.
Wüste kann auch süchtig machen.
Fragt mich nicht wieso, aber es ist so. 
(Heute 2023, kann ich dies nur bestätigen. Eine Erkenntnis war, wenn mit Gespannen in die Wüste, dann muß ein gutes Begleitfahrzeug mit.
Also hielt ich Ausschau danach. Ich entschied mich für einen Unimog 1300L der Bundeswehr. Den hab ich dann mit einer Wohnkabine versehen und fahre seitdem in Afrika mit diesem durch die Wüsten. Von Marokko bis nach Südafrika.
Wüste und besonders Offroad Reisen, können süchtig machen)

 

Hans-Peter Hommes

 

 

  Webshop:  BMW R75                      Webshop : Zündapp KS 750 

 

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